Vom Mut zur Wahrheit – Ein persönlicher Weg

Was geschieht, wenn wir innehalten – nicht, weil wir müssen, sondern weil wir es wagen?

In einer Zeit, in der meine Praxis florierte, habe ich sie bewusst geschlossen. Ich ließ Sicherheit hinter mir, um meiner inneren Wahrheit näherzukommen. Diese Entscheidung war kein Rückzug, sondern eine Hinwendung – zur Tiefe, zur Klarheit, zu einer neuen Art, Heilung zu verstehen.

In diesem Beitrag erzähle ich, warum ich heute anders arbeite, was mich angetrieben hat – und warum echte Heilung oft den Mut zur Pause braucht.

Wenn der Mut zur Pause den Weg zur Wahrheit ebnet

Ein persönlicher Rückblick über Wandlung, Verantwortung und eine neue Art, Heilung zu denken

Es gab eine Zeit, in der ich innehielt – bewusst, konsequent, mit einem klaren Nein zu allem „Weiter so“. Inmitten der Corona-Jahre schloss ich meine Praxis. Nicht nur, weil meine Familie mich brauchte, sondern auch, weil ich selbst an einem Punkt angelangt war, an dem ich das Fundament meines beruflichen Tuns hinterfragen musste.

Schon zuvor hatte ich gespürt, dass sich in meiner Arbeit etwas nicht mehr stimmig anfühlte. Immer wieder kam ich an Grenzen. Ich merkte: Ich begleite zwar Prozesse, doch oft nur oberflächlich – Symptome verschwanden, aber die Ursache blieb bestehen oder wanderte an einen anderen Ort. Eine Translokation statt Transformation. Ich wollte das nicht mehr. Ich wollte wirklich begleiten – im Sinne von heilsam, nicht nur von „besser fühlen“.

Diese Pause war kein Rückzug, sondern ein Durchgang. Ich habe Altes losgelassen, neu geforscht, neu gelernt – vor allem innerlich. Heute gehe ich mit den Menschen, die zu mir kommen, andere Wege. Tiefere Wege. Klarere Wege. Wege, auf denen der ganze Mensch mit all seinen Seelenräumen gesehen wird.

In diesem Prozess wurde mir auch etwas anderes deutlich: Wie sehr wir in der Komplementärmedizin manchmal dem Materialismus verfallen. Nahrungsergänzungsmittel, Mikronährstoffe, Detox-Kuren – vieles davon hat seinen Platz. Doch ich sehe auch, wie leicht man dabei vergisst, dass nicht alles, was wirkt, auch wirklich heilt. Und wie oft immense Kosten entstehen, ohne dass der Mensch in seiner Tiefe überhaupt berührt wurde. Das möchte ich nicht mehr mittragen.

Heute arbeite ich reduziert – nicht im Umfang, sondern in der Ausrichtung. Ich strebe nicht nach vielen Rezepten, sondern nach einer ehrlichen Begegnung mit dem, was im Innersten ruft. Ich will weniger tun – aber mehr bewegen.

Denn: Echte Heilung ist kein Wellnesspaket. Sie beginnt dort, wo wir nicht mehr fliehen. Nicht vor unseren Schmerzen, nicht vor unserer Geschichte, nicht vor unserer Verantwortung. Und oft beginnt sie in einer einzigen, mutigen Entscheidung: innezuhalten.